Pro Jahr begleitet Espoir mittlerweile rund 350 Kinder und Jugendliche, die Espoir mit Sozialpädagogischer Familienbegleitung, KOFA-Intensivabklärungen sowie begleiteten Pflegeplatzierungen beisteht. Mit einer Publikation und einem grossen Anlass feiert Espoir sein Jubiläum und sensibilisiert für die Lebenssituationen der betroffenen Familien.
In der Jubiläumspublikation geben Interviews mit betroffenen Familien, Pflegekindern und Pflegeeltern einen Einblick in die Welt der mehrfach belasteten Familien, die Espoir unterstützt. Die Geschichte von Sabrina* zeigt zum Beispiel, wie sie als Kind mit ansehen musste, wie ihre psychisch erkrankte Mutter tagelang im Wohnzimmer der vierköpfigen Familie lag – unfähig sich um die alltäglichen Bedürfnisse der Familie zu kümmern. Wie sich die Familie mit Unterstützung von Espoir stabilisieren und von der Sozialhilfe lösen konnte und wie Sabrina zur Informatikerin wurde, ist nur eine der Geschichten, die in der Jubiläumspublikation zu lesen ist.
Vom Projekt zur professionellen Organisation
Die Geschichte von Espoir begann 1992 mit einem 4-jährigen HIV-positiven Waisenkind, das vereinsamt in einem Kinderheim lebte. Helen von Arx, damals Sozialarbeiterin der Stadt Zürich, war damit konfrontiert und suchte für das Mädchen eine Pflegefamilie, die ihm ein geborgenes Umfeld schenkte. Daraus entwickelte sich unter dem Namen Espoir ein Projekt der Stadt Zürich. Nach drei Jahren fiel das Projekt den Sparmassnahmen der Stadt zum Opfer. Helen von Arx erkannte die Stärke des Projekts und gründete mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern am 12. Mai 1992 den Verein Espoir mit dem Ziel, benachteiligten Kindern im ganzen Kanton Zürich eine hoffnungsvolle Perspektive zu geben.
Espoir war von Anfang an davon überzeugt, dass insbesondere Kinder aus sehr belasteten Verhältnissen, die fremdplatziert werden, bei Pflegeeltern leben sollten. Deshalb legte der Verein schon früh viel Wert auf eine sorgfältige Vorbereitung der Pflegeeltern, eine strenge Eignungsselektion sowie die kontinuierliche Begleitung durch Fachpersonen. Dies ist bis heute so. Pflegeeltern leisten eine höchst anspruchsvolle Arbeit. Die fachliche Begleitung hilft ihnen auch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Behörden und dem Herkunftssystem zu etablieren, welche gerade in Krisensituationen von unschätzbarem Wert ist.
Suchtabhängige Eltern standen zu Beginn im Zentrum der Tätigkeit von Espoir. 1994, 2 Jahre nach der Gründung, begleitete Espoir 16 Familien mit 21 Kindern, 9 davon lebten in einer Pflegefamilie. Heute begleitet Espoir jährlich rund 350 Kinder und Jugendliche, davon ungefähr 100 in einer Pflegefamilie. Heute sind die meisten Familien, die Espoir begleitet, mehrfach belastet, wobei psychische Erkrankungen am häufigsten sind. Rückblickend ist auffällig, dass in den letzten zehn Jahren insbesondere der Bereich der ambulanten Hilfen zur Stärkung der Familien bei Espoir stark gewachsen ist.
Am 27. September 2022 findet eine Jubiläumsfeier zum Thema "Anders" aufwachsen statt. Im Zentrum steht die Frage, was Kinder und Jugendliche benötigen, um gut aufzuwachsen.
* Name geändert
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